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Zu Versen aus dem Johannesevangelium

Christian Morgenstern

Joh. 1,26

Er ist unter euch getreten,
den ihr nicht kennet:
Der Prophete der Propheten,
den danach brennet,
daß ihr euch vom Tiere trennet,
das ihr waret,
und mit Ihm als Euch erfahret,
den kein Mund nennet.
 

Joh. 4,31

Die Jünger mahnten: ,,Rabbi, iß!``
Er aber brannte wie ein Licht,
und sah auf ihre Speise nicht
und fühlte in der Finsternis
der Welt, ein Stern, sich einsam stehn...
,,Wir ließen ihn zu lang allein,
es hat ein andrer ihn gespeist!``
So rieten sie. Er aber spricht:
,Ihr sagt es, – meines Vaters Geist.
Meine Speise ist, daß ich künde Den,
der micht gesandt, und vollende, was Sein.`
 

Joh. 8,53

,,So bist du mehr denn Abraham?
So bist du mehr denn ein Prophet?
Was machst du aus dir selbst, Mensch ohne Scham?``
 
Der Christus drauf: ,Mein Ich vergeht
wie eures. Doch, der aus ihm spricht,
Er, den ich sehe und ihr nicht seht,
der Gott, zu dem ihr im Tempel fleht,
und der hier eure Tempel bricht,
der Vater, der hier vor euch steht
im Sohn – vergeht mit diesem nicht.
Ich gehe und bleibe, verwerde und bin, –
faßt ihr ihn nicht, den Sinn
des Drei-Einigen?...`
 
Da hoben sie Steine auf, ihn zu steinigen.
 

Joh. 14,6

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben,
niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Ihr mögt nach allen Winden streben –
wer flöhe – Sich?
Sich aber sah nur einer: ich.
Mich fassend, mich, in Geist und Wahrheit mich,
wirst du der Finsternis entschweben.
O faß mich doch! O laß mich dich erheben!
Ich liebe dich.
 
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