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Aussprache tschechischer Laute
Wie die Deutschen, gehören auch die Tschechen zu den Völkern, die
irrtümlich meinen, so zu schreiben, wie man's hört. Das Tschechische
jedoch ist diesem unerreichbaren Ideal etwas näher, als das Deutsche,
da es für beinahe alle Laute über je einen besonderen Buchstaben
verfügt – so schreibt der Tscheche zB. statt dem
Dreibuchstabenklotz sch ein einfaches š – und da
es auch die meisten Fremdwörter ganz und gar tschechisch schreibt, was
zB. die Wörter víkend („weekend“) oder šéf
(„chef“) gut zeigen.
Jedenfalls gilt über das Tschechische, daß man, sobald man gelernt
hat, wie jeder einzelne Laut ausgesprochen wird, die überwiegende
Mehrheit der tschechischen Wörter richtig lesen und aussprechen
kann. Man liest einfach das Wort den Buchstaben nach und fügt ihre
phonetischen Werte aneinander, das Gesetz der
Assimilation und die richtige Betonung
beachtend. Deswegen sei hier zunächst der phonetische Wert der
einzelnen Buchstaben dargestellt und dann auch das sie verbindende
Gesetz.
Selbstlaute
Für alle tschechische Selbstlaute gilt, daß sie tiefer im Mund und
mit weniger Spannung ausgesprochen werden, als die deutschen. Für das
deutsche Ohr klingen sie daher wie a-gefärbt.
a | etwa wie „a“ in
„Lack“; die in den dt. Mundarten vorkommende o-Färbung des
a ist zu vermeiden |
á | ein langes a (klingt etwa zweimal
länger als ein kurzes a) |
ä | kommt nur in fremden Namen vor und wird
gewöhnlich gleich wie e ausgesprochen |
au | etwa wie das „au“ in
„Auto“ |
e | etwa wie „e“ in
„Fest“; keineswegs aber wie das erste oder zweite
„e“ in „Hefe“ |
é | ein langes e (klingt etwa zweimal
länger als ein kurzes e), ohne jegliche Verengung, also nicht
wie das „ee“ in „See“; eher wie das
„ä“ in „Säle“ |
ě | kein selbständiger Laut, sondern ein
vieldeutiges Kürzel: Nach d, t, n wird es wie
e ausgesprochen, wobei das vorangehende d, t,
bzw. n zu einem ď, ť, bzw. ň wird; nach
m wird es ně gelesen; nach anderen Lauten spricht man es
wie je aus. |
eu | kommt nur in Fremdwörtern vor; es ist
ähnlich wie das au, aber statt dem a ist ein e
auszusprechen; es klingt also wie ein kurzes e, von einem
halbvokalischen u gefolgt; keineswegs darf es wie das
dt. „eu“ (also oü oder oi) ausgesprochen
werden |
i | klingt ähnlich wie das „i“ in
„Mist“, aber etwas entspannter, bzw. lässiger |
í | ein langes i (klingt etwa zweimal
länger als ein kurzes i) |
o | etwa wie das „o“ in
„Rost“ |
ó | ein langes o (klingt etwa zweimal
länger als ein kurzes o), ohne jegliche Verengung, also nicht
wie das „oo“ in „Boot“, sondern eher wie das
breite o, daß in einigen dt. Mundarten das a ersetzt:
„Wer isch do?“ |
ö | kommt nur in fremden Namen vor und wird
gewöhnlich gleich wie e ausgesprochen |
ou | ähnlich wie das au, aber statt dem
a ist ein o auszusprechen; es klingt also wie ein kurzes
o, von einem halbvokalischen u gefolgt |
u | etwa wie das „u“ in
„Lust“ |
ú | ein langes u (klingt etwa zweimal
länger als ein kurzes u) |
ů | wird gleich wie ú
ausgesprochen |
ü | kommt nur in fremden Namen vor und wird
gewöhnlich gleich wie i ausgesprochen |
y | wird gleich wie i
ausgesprochen |
ý | wird gleich wie í
ausgesprochen |
Mitlaute
b | wie süddeutsches b, bzw. wie
b in fast allen nichtdeutschen Sprachen (Englisch, Französisch,
Italienisch, Russisch,...) |
c | ähnlich wie das „z“ in
„Ziel“, aber ohne jeglichen Beihauch; wie das tschechische
t und s, zu einem Laut
zusammengeschmolzen |
č | etwa wie das „tsch“ in
„Tscheche“ |
d | wie süddeutsches d, bzw. wie d
in fast allen nichtdeutschen Sprachen (Englisch, Französisch,
Italienisch, Russisch,...); wird es vom i, í oder
ě gefolgt und das Wort kein Fremdwort ist, wird es wie ď
ausgesprochen |
ď | man finde die Stelle in seinem Mund, wo man
mit der Zunge das j formt, und berühre dann an jener Stelle mit
der Zunge den Gaumen, als ob man d aussprechen möchte; es ist
ein klarer Laut und sollte nicht wie das russische weiche
d oder gar wie dj ausgesprochen werden |
dž | ähnlich wie das „dsch“ in
„Dschungel“, aber deutlich stimmhaft; in einigen Wörtern
kann jedoch ein „dž“ nicht diesen einen, sondern zwei
aufeinandervolgende Laute bedeuten: „odžít“, aus der
Vorsilbe „od“ und dem Verb „žít“
gebildet |
f | etwa wie das „v“ in
„Vater“; jedenfalls weich, ohne den Beihauch |
g | wie weiches süddeutsches g, bzw. wie
g in fast allen nichtdeutschen Sprachen (Englisch, Französisch,
Italienisch, Russisch,...) |
h | ähnlich wie das dt. h, aber deutlich
stimmhaft; den gleichen Laut hat z.B. auch das Slowakische,
Ukrainische und Südrussische, sollten Sie eine dieser Sprachen kennen
|
ch | ähnlich wie das „ch“ in
„Drache“, jedoch nicht im Kehlkopf, sondern am weichen
Gaumen artikuliert; in besonderen Fällen (s. Assimilation) kann es auch stimmhaft ausgesprochen werden
|
j | etwa wie das „j“ in
„ja“ |
k | etwa wie das „g“ in
„Bergkamm“, also weich, aber stimmlos; einen ähnlichen
Laut gibt es in allen slawischen und romanischen Sprachen (zB. das
„c“ im italienischen „cosa“) |
l | etwa wie das „l“ in
„Land“ |
m | etwa wie das „m“ in
„mein“ |
n | etwa wie das „n“ in
„nein“; vor g und k wie das „ng“
in „Menge“ |
ň | man finde die Stelle in seinem Mund, wo man
mit der Zunge das j formt, und berühre dann an jener Stelle mit
der Zunge den Gaumen, als ob man n aussprechen möchte; es ist
ein klarer Laut und sollte nicht wie das russische weiche
n oder gar wie nj ausgesprochen werden |
p | etwa wie das „b“ in
„Laubkarre“, also weich, aber stimmlos; einen ähnlichen
Laut gibt es in allen slawischen und romanischen Sprachen (zB. das
„p“ im italienischen „picolo“) |
q | kommt fast nur in Fremdnamen vor;
gewöhnlicherweise wird es von einem „u“ gefolgt und
gemeinsam mit diesem wie kv ausgesprochen |
r | ein rollendes r wie im Italienischen,
Spanischen, Russischen oder anderen Sprachen; es wird wird mit der
Zungenspitze gebildet, die gegen den oberen Rand der oberen Zahnreihe
vibriert |
ř | der sonderbarste tschechische Laut; mit
locker zusammengeschlossenen Zähnen spricht man ein rollendes r
und dabei pustet man ein z an der Zunge vorbei; sollte es einem
nicht gelingen, ist es besser, statt ř ein r oder
ž auszusprechen, als das gebräuchliche, aber mißverständliche
„rsch“; übrigens kann das ř auch stimmlos
ausgesprochen werden – man pustet in das r statt des
z ein s hinein |
s | etwa wie „ss“ in
„lassen“, und zwar auch am Wortanfang oder zwischen zwei
Vokalen |
š | etwa wie „sch“ in
„Schein“ |
t | etwa wie das „d“ in
„Südtreppe“, also weich, aber stimmlos; einen ähnlichen
Laut gibt es in allen slawischen und romanischen Sprachen (zB. das
„t“ im italienischen „tedesco“) |
ť | man finde die Stelle in seinem Mund, wo man
mit der Zunge das j formt, und berühre dann an jener Stelle mit
der Zunge den Gaumen, als ob man (tschechisches) t aussprechen
möchte; es ist ein klarer Laut und sollte nicht wie das
russische weiche t oder gar wie tj ausgesprochen
werden |
v | etwa wie „w“ in
„Wein“ |
w | kommt nur sehr selten vor, vor allem in
fremden Namen; wird gleich wie v ausgesprochen |
x | kommt in Fremdwörtern vor; wird wie ks
ausgesprochen |
z | etwa wie „s“ in
„Rose“; es ist ein stimmhafter Laut, die in einigen
dt. Mundarten vorkommende verschiebung dieses Lautes ins Stimmlose ist
zu vermeiden |
ž | etwa wie „g“ in
„Courage“ |
Assimilation
Bei den tscheschischen Mitlauten wird zwischen der stimmhaften und
stimmlosen Aussprache unterschieden. Über „stimmhafte“
Aussprache spricht man, wenn der durch die Sprechorgane erzeugte Ton
nicht unterbrochen wird (wie beim „s“ im deutschen
„riesig“), über „stimmlose“ wiederum, wenn der
Ton für einen kurzen Augenblick unterbrochen wird (wie beim „ss
“ im deutschen „lassen“).
Die Schwierigkeit ist dabei, daß ein und derselbe Laut je nach der
lautlichen Umgebung mal stimmhaft, mal stimmlos ausgesprochen wird. Am
einfachsten sind die Laute j, l, m, n,
ň und r, die immer und überall stimmhaft ausgesprochen
werden; sie werden „flüssige Laute“ genannt.
Die Laute b, d, ď, dz, dž,
g, h, ř, v, z, ž werden
normalerweise stimmhaft ausgesprochen, daher werden sie
„stimmhafte Laute“ genannt. In einigen Fällen werden sie
jedoch stimmlos:
- Am Ende eines Satzes: Mám tě rád. („Ich mag dich.“)
- Am Ende eines Wortes, wenn das nächste Wort mit einem stimmlosen
oder flüssigen Mitlaut oder einem Selbstlaut (der, ähnlich wie die
Selbstlaute im Deutschen, von einem ungeschriebenen Stimmverschlußlaut
eingeleitet wird) beginnt: Mám rád
polévku. („Ich mag Suppe.“); východ na ulici („Ausgang auf die
Straße“); pod oknem
(„unter dem Fenster“). Dies gilt auch, wenn der Laut am
Anfang des nächsten Wortes ursprünglich stimmhaft war, aber durch die
darauffolgenden Laute stimmlos geworden ist: jedu hned zpět („ich fahre gleich
zurück“), hrad z pískovce
(„Burg aus Sandstein“) – das p ist stimmlos,
dadurch wird das z stimmlos und durch das z auch das
d.
- In einer Mitlautgruppe, wenn ein stimmloser oder stimmlos
gewordener stimmhafter Laut folgt: podchod („Unterführung“) – das ch
ist stimmlos; odzkoušet
(„alle bis zum Ende prüfen“) – durch das k
wird das z stimmlos und durch das z dann auch das
d.
- Das ř bildet eine Ausnahme, indem es auch stimmlos wird,
wenn es einem stimmlosen Laut folgt: přát („wünschen“)
Die Aussprache eines stimmhaften Lautes gleicht in solchem Fall der
Aussprache eines entsprechenden stimmlosen Lautes. Was darunter zu
verstehen ist, zeigt die folgende Tabelle:
Stimmlose Aussprache stimmhafter Laute |
Laut | wird gelesen wie | daher werden zB. diese
Wörter gleich ausgesprochen |
b | p | leb (Schädel) und
lep (Leim) |
d | t | led (Eis) und
let (Flug) |
ď | ť | zeď (Mauer) und
zeť (Schwiegersohn) |
dz | c | (hier ist mir kein
Beispiel eingefallen, dz gibt es fast nur als die
stimmhafte Variante vom c, also es wird c geschrieben
und dz gelesen) |
dž | č | poridž (Porridge) und
poryč (brülle ein bißchen herum) |
g | k | bug (Bug) und
buk (Buche) |
h | ch | potěh (Riemen) und
po těch (nach denen) |
ř | stimmloses ř | (hier gibt
se kein Beispiel, stimmhaftes und stimmloses ř sind zwei Varianten
eines Phonems) |
v | f | kov (Metall) und
kof (Qoph) |
z | s | lez (krieche) und
les (Wald) |
ž | š | spíž (Speisekammer)
und spíš (eher) |
Das schon erwähnte Gegenstück zu den stimmhaften Lauten sind die
„stimmlosen Laute“ c, č, f,
ch, k, p, s, š, t und
ť, die normalerweise stimmlos ausgesprochen werden. Aber auch
sie werden manchmal stimmhaft:
- Am Ende eines Wortes, wenn das nächste Wort mit einem stimmhaften
Laut beginnt: pět
brambor („fünf Katoffeln“)
- In einer Mitlautgruppe, wenn ein stimmhafter oder stimmhaft
gewordener stimmloser Laut folgt: kdo? („wer?“). Ausnahme bildet das v,
das die vorangehenden stimmlosen Laute stimmlos beläßt: tvůj („dein“).
Die Aussprache eines stimmlosen Lautes gleicht in solchem Fall der
Aussprache eines entsprechenden stimmhaften Lautes. Was darunter zu
verstehen ist, zeigt die folgende Tabelle:
Stimmhafte Aussprache stimmloser Laute |
Laut | wird gelesen wie | daher werden zB. diese
Wörter gleich ausgesprochen |
c | dz | (hier ist mir kein
Beispiel eingefallen, dz gibt es fast nur als die
stimmhafte Variante vom c, also es wird c geschrieben
und dz gelesen) |
č | dž | (hierzu habe ich noch
kein Beispiel ausgedacht, aber sicher gibt es irgendeins) |
f | v | (hierzu habe ich noch
kein Beispiel ausgedacht, aber sicher gibt es irgendeins) |
ch | stimmhaftes ch | (hier gibt
se kein Beispiel, stimmhaftes und stimmloses ř sind zwei Varianten
eines Phonems) |
k | g | lok borovičky (ein
Schluck Kieferschnaps) und log Borovičky (der Logfile des
Benutzers namens Borovička) |
p | b | (hierzu habe ich noch
kein Beispiel ausgedacht, aber sicher gibt es irgendeins) |
s | z | sdát (verheiraten)
und zdát (träumen) |
š | ž | (hierzu habe ich noch
kein Beispiel ausgedacht, aber sicher gibt es irgendeins) |
t | d | pot bratra (Schweiß
des Bruders)
und pod bratra (unter den Bruder) |
ť | ď | řiť býka (After des Stiers)
und řiď býka (lenke den Stier) |
Betonung
Die Wortbetonung ist im Tschechischen viel schwächer als im
Deutschen und unabhängig von der Länge der Selbstlaute, also die
betonte Silbe darf ebensowenig wegen der Betonung verlängert werden,
wie die unbetonte verkürzt.
Die Hauptbetonung liegt immer auf der ersten Silbe des Wortes
(zB. kostka –
„Klotz“, volá –
„(er) ruft“, koření
– „Gewürz“, nerozhodnost – „Unentschlossenheit“,
polovodičový –
„Halbleiter-“). Dies gilt auch für die Fremdwörter oder
fremde Namen (zB. potence –
„Potenz“, Lyon). Falls jedoch dem Wort eine einsilbige Präposition
vorangeht, verschiebt sich die Hauptbetonung auf diese Präposition
(zB. na stole – „auf
dem Tisch“, ke kamarádovi
– „zum Freund“).
Die Nebenbetonungen liegen auf jeder zweiten oder dritten weiteren
Silbe nach der Hauptbetonung. Die dritte Silbe nach der vorangehenden
Betonung wird betont, falls mit dieser Silbe ein neuer Bestandteil des
zusammengesetzten Wortes beginnt (dvanáctihlavý –
„zwölfköpfig“) oder falls der Selbstlaut der zweiten Silbe
kurz und der der dritten lang ist (neuspořádaný – „ungeordnet“). In anderen Fällen
wird jeweils die zweite Silbe nach der vorangehenden Betonung betont
(pootevřeno – „ein
bißchen geöffnet“).
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